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Burg Kirkel - Virtuelles Museum:
- Varia -



Bleikugeln, Gußform und Flintenstein
Bleikugeln, Gußform und Flintenstein.
Bleikugeln als Gewehrmunition für Vorderlader sind auf Burg Kirkel in mehrschaligen Formen aus feinem Sandstein gegossen worden. Die Gußschale diente zum Gießen zweier unterschiedlicher Kaliber; komplett hat die Form aus drei oder vier Schalen bestanden. Häufig sieht man an den Kugeln noch Gußzapfen, die noch nicht abgefeilt waren. Eine Kugel ist abgeschossen worden und, wie anhaftendender Mörtel an der Seite des Auftreffens zeigt, an einer Wand zerplatzt. Gelegentlich findet man auf dem Burggelände auch Flintsteine aus gelblichem und grauem Silex von trapezartiger Form, die zum Zünden von Steinschloßgewehren gedient haben und manufakturmäßig an den Lagerstätten des Silexbergbaus hergestellt wurden, z. B. in Frankreich in den Départements Loir-et-Cher und Indre oder in Südengland. Je nach Waffenart kamen unterschiedlich geschnittene und dimensionierte Steine zur Verwendung; ihre Lebensdauer lag für gewöhnlich bei 50 Schuß. Der abgebildete Stein weist nur eine Schärfe auf, ist also ein sog. "Einzünder". Vor der Mitte des 19.Jahrhunderts kamen die Flintsteine außer Gebrauch, als die Steinschloßzündung durch die Perkussionszündung ersetzt wurde.
Gußform L. 9 cm (Inv. Nr. 1994:019-256), Kugeln Dm. 1,2 – 1,8 cm (Inv. Nr. 1994:019-90), zerplatzte Kugel (Inv. Nr. 1994:019-205), Kugel mit Gußzapfen (Inv. Nr. 1994:019-253), Flintstein (1995:019-374).
Spinnwirtel Frau mit Spindel
Spinnwirtel, Hochmittelalter bis Neuzeit.
Spinnwirtel zeugen von der auch aktenkundig belegten Textilverarbeitung auf Burg Kirkel. Die Objekte dienten zur Aufnahme eines Holzstabes, der Spindel. Am oberen Ende der Spindel wurde ein leicht vorgedrillter Fadenanfang befestigt, der aus dem Spinnrocken, einem Faserbündel, fortlaufend mit einer Hand herausgezupft wurde. Einmal in Schwung gebracht, hielt der Spinnwirtel die Spindel auf dem Boden in kreiselnd tanzender Bewegung und ermöglichte somit das selbständige Verdrillen der herausgezupften Fasern zum gesponnenen Faden. Von Zeit zu Zeit wurde dieser Vorgang unterbrochen, um den gesponnenen Faden mit der Hand auf die Spindel aufzuspulen. Das Spinnen und Aufspulen wurde so lange wiederholt, bis die Spindel voll war. Mit der Technik des Handspinnens, die noch lange Zeit neben der Verwendung von Spinnrädern betrieben wurde, benötigte eine Frau ca. elf Stunden, um das Garn für ein einziges Hemd zu spinnen. Links konischer Specksteinwirtel mit abgeflachten Enden, oben ein Wirtel aus Kalksandstein von gedrungen runder Form mit konischer Bohrung, rechts ein kleiner Steinzeugwirtel, konisch durchbohrt, mit umlaufender Zierrille und brauner Sinterglasur. Unten ein konisch geformter Wirtel aus grauer Irdenware, ebenfalls mit konischer Bohrung; aufgrund der Fundumstände wahrscheinlich das älteste der vorgestellten Exemplare.
1) Dm. oben 2 und unten 1,8 cm (Inv.-Nr. 1996:019-546), 2) Dm. an den Enden 1,1 und 1,4 cm (Inv.-Nr. 1994:019-279), 3) Dm. 1,8 cm (Inv.-Nr. 1995:019-398), 4) Dm, oben 1,4 cm, Mitte 2,4 cm, unten 1,8 cm (Inv.-Nr. 1995:019-361).

Abbildung rechts oben: Frau mit Spindel, Eva vom Grabower Altar, 1379 bis 1383, Hamburg, Kunsthalle. (Quelle: Erika THIEL, Geschichte des Kostüms, Berlin 1997, S. 136)

Steinkugeln, Würfel und Spielstein
Steinkugeln, Würfel und Spielstein, ca. 14. Jh.
Drei Kugeln aus feinem Kalkstein und Marmor, vermutlich Geschoßkugeln; drei gesägte Würfel aus Knochen oder Geweih mit kreisförmig eingeritzten Augen; ein Spielstein aus einer nachträglich gerundeten Scherbe von grauer Irdenware.
Von links nach rechts: Kugeln Dm. 1,8 cm (Inv. Nr. 1994:019-319), Dm. 1,65 cm (Inv. Nr. 1995:019-382), Dm. 1,6 cm (Inv. Nr. 1994:019-110), Würfel Seitenl. 1,1 cm (Inv. Nr. 1994:019-165), Seitenl. 0,9 cm (Inv. Nr. 1994:019-68), Seitenl. 0,9 – 1 cm, geschwärzt (Inv. Nr. 1995:019-403); Spielstein Dm. max. 2,7 cm, H. 1,3 cm (Inv. Nr. 1995:019-356).
Geräte aus Knochen
Geräte aus Knochen
Fragmente von verschiedenen Gerätschaften: oben ein flaches Bruchstück unbekannter Funktion, gegenständig eine Kerbe und ein Haken, Vorderseite poliert, Rückseite mit groben Sägespuren; unten ein vielleicht als Schäftung eines Metallinstruments zu interpretierendes Stück, das am abgebrochenen Ende eine Bohrung in Längsrichtung und dazu quer verlaufend Sägespuren aufweist, Querschnitt oval. Rechts das Bruchstück eines Kamms, der auf einer Seite enger stehende und auf der anderen Seite weiter stehende Zinken aufwies.
1) 7,5 x 2 x 0,3 cm (Inv.-Nr. 1994:019-269), 2) L. 8,2 x Querschnitt max. 1 x 0,5 cm (Inv.-Nr 1994:019-252), 3) 3,4 x 2,6 x 0,3 cm (Inv.-Nr 1994:019).
Knochenknöpfe und Scheibe
Knochenknöpfe und Scheibe
Oben ein Knopf mit vier Löchern und Zierrille am Rand, unten ein Knopf mit fünf Löchern im eingetieften Mittelfeld. Die Vorderseiten der Knöpfe sind sorgfältig poliert, während ihre Rückseiten noch die Sägespuren tragen. Rechts eine beidseitig geglättete, dünne Scheibe mit einer zentralen Bohrung; eventuell ein Spielstein.
1) Dm. 1,17 cm (Inv.-Nr. 1994:019-324), 2) Dm. 1,5 cm (Inv.-Nr. 1994:019-274), 3) Dm. 1,5 cm (Inv.-Nr. 1996:019-556).


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Text: Christel Bernard    Fotos: Jan Selmer
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